Der Moosmann - ein Weggefährte der heimatlichen Sagenwelt

Ohne Zweifel steht der Moosmann als Weihnachtsfigur mit dem der Sage in enger Verbindung. Mit dem Moosweibel hauste er in den dunklen, weiten Nadelwäldern im Osten, Südosten und Norden des Vogtlandes. Der Schneckenstein mit der Winselburg, der Aschberg waren seine besonderen Reviere. Sogar im Werdauer Wald war er zu Hause.

Kümmerlich nährten sich die Moosleute warf er, der selbst Hunger litt, für ein von den kargen Früchten des Waldes, und Stück trockenen Brotes Beeren suchen-notdürftig kleideten sie sich mit grünen den Kindern drei Handvoll dürres Laub Tannenreisern und Moosen. Klein von ins Körbchen. Daheim verwandelte sich Gestalt, war der Moosmann nur drei Fuß das Laub in schweres, pures Gold, und groß, doch über 1000 Jahre alt. Was weiß alle Not hatte in den armseligen Wald-die Sage nicht alles von dem gütigen hütten ein Ende. Nur einen Feind hatte Waldgeist zu berichten, der zu jeder Zeit der gute Geist des Waldes, und das war auf die vielfältigste Weise den armen der Wilde Jäger. Wenn dieser in den Wäldlern ihr hartes Los lindern half! So Herbststürmen mit seinen wilden Gesellen mit lautem Hü und Ho über das Land brauste, dann suchte der Moosmann Unterschlupf und Rettung in Höhlen und in der Nähe von Wurzelstöcken und Baumstämmen, in die die Holzmacher drei Kreuze geschlagen hatten, an denen die Macht des Wilden Jägers zerbrach.

Wenn in der Weihnachtszeit der tiefverschneite Tann in Frost und Eis erstarrte, dann fand der Moosmann in den Hütten am Waldrand bei den bitterarmen Häuslern Unterkunft, die sich besonders auf die zwölf geheimnisvollen Unternächte erstreckte. Was lag näher, als daß die naturverbundenen Wälder die gütige Sagenfigur aus Holz und Moos hervorbrachten und so die bodenständige, heimatliche Wald- und Weihnachtsfigur geschaffen wurde?

Der erste dokumentarische Nachweis des Moosmannes als Weihnachtsfigur stammt aus dem Jahre 1840. In einem 22 Strophen langen Gedicht, das der Falkensteiner Bürger Friedrich Eimert schrieb, führt der Moosmann selbst heftige Klage darüber, daß er zwei Jahre lang unbeachtet im Dachboden in der Gesellschaft allerlei Ungeziefers habe leben müssen und daß ihm Fremde wie Einheimische nicht mehr die nötige Achtung entgegenbrächten:

"Zwei Jahre hab ich nun gestanden auf dem Boden unterin Dach. Keiner hätt es ausgestanden, ach das war die größte Plag. Die Schönecker auf der Straße tun mich oft gar sehr verhöhn, zupft euch nur an eurer Nase, mich nur spotten ist nicht schön! "

Diesem Gedicht zufolge muß der Moosmann in der l. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Falkenstein nicht groß beachtet worden sein. Das sollte sich aber in der 2. Hälfte stark ändern! In einem Bericht über Weihnachten in Falkenstein aus dem Jahre 1868 wird mit Stolz ein Moosmann geschildert, dessen Rock und Hose mit Moos beklebt waren, der eine Kerze in der Hand hielt und l m hoch war. Für das Jahr 1867 ist belegt, daß in Reichenbach arme Kinder Moosmänner bastelten, die sie auf dem Christmarkt feilboten, um sich einige Groschen zu verdienen. Überhaupt scheint zu dieser Zeit in Reichenbach der Brauch allgemein üblich gewesen zu sein, zu Weihnachten kleine Moosmänner auf den Tisch zu stellen. In den folgenden Jahren gewann der Moosmann an Ansehen, so daß er häufiger hergestellt wurde. 1876 werden im Falkensteiner Anzeiger Engels- und Moosmannköpfe angeboten, und 1881 ist im gleichen "Wochenblatt" zu lesen, daß Moosmannköpfe wieder eingetroffen seien. Bastler, die nicht schnitzen konnten, setzten ihren Moosmännern Köpfe aus Porzellan, später aus Zelluloid auf oder ließen sich von einem, der es konnte, den Kopf schnitzen. Es ist bezeichnend, daß die meisten der damals entstandenen Moosmänner mit ihren ausgesprochenen Puppengesichtern wie Soldaten eingekleidet waren, die in der einen Hand das Weihnachtslicht, in der anderen aber ein Gewehr oder eine Lanze trugen. Bei einem dieser im Falkensteiner Museum aufbewahrten Soldaten-Moosmänner kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, daß es sich um Karl Stülpner, den Volkshelden des Erzgebirges, den Freund der Armen und Entrechteten, handeln könne.

Im Verlaufe der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war in Falkenstein der Moosmann wieder zu Ehren gekommen und beliebt geworden, wie aus folgendem Gedicht hervorgeht, das Eduard Roth, ein Nachfahr des obengenannten Friedrich Eimert, im Jahre 1900 auf seinen Moosmann verfaßte:

Der Moosmann vom Jahre 1900

1. Von 1840 bin ich nun nicht, das seht ihr schon an mein Gesicht. Schaut mich nur als sein Enkel an, bin doch ein schöner Weihnachtsmann.

2. Von alter Zeit weiß ich doch nichts, von Luckes-Lob und Schösser-Fritz, von Bauers-Gustel und Hufhaus-Beck, von schmale Straßen und Gassendreck.

3. Und jedes Jahr komm ich nun wieder, sing mit euch schöne Weihnachtslieder, in meinem grünen Moosgewand bleib ich im lieben Vaterland.

Um 1900 erscheint der Moosmann in der Gestalt eines Försters oder Jägers, der in der einen Hand einen Spazierstock, in der anderen aber einen mit Kerzen bestückten Weihnachtsgegenstand, ein Bäumchen, meist aber eine kleine Pyramide, das "Drehperemettel", trägt. Es war der verdienstvolle Falkensteiner Schnitzer Louis Bley, der diesen Typ fleißig herstellte. Da die Fertigung dieses meist großen Moosmannes sehr aufwendig war und viel Geschick erforderte, fand er nicht die gewünschte Verbreitung. Als im Anschluß an die vom 13. l. bis 28. l. 1951 währende erste große Falkensteiner Weihnachtsschau nach dem 2. Weltkrieg am 10.2.1951 die Schnitzergruppe ins Leben gerufen wurde, wareine Gemeinschaft vorhanden, die auf Anraten des Verfassers dieses Beitrages und des bekannten Falkensteiner Schnitzers Max Pohland daran gehen konnte, einen neuen Moosmanntyp mit dem der Sage gemäßen Aussehen zu entwickeln. Der Ellefelder Fritz Tröger schnitzte den ersten Moosmann dieser Art. Die drei Kreuze im Baumstamm und das goldene Laub kamen dabei in Anwendung, und der schlichte, in Moos gekleidete Waldgeist zeigte im abgehärmten Gesicht dennoch ein freundliches Lächeln.

Der Moosmann ist auf dem Vormarsch. Dessen sind wir froh, ist er doch die Weihnachtsfigur, die der vogtländische Mensch aus der Tiefe heimatlichen Erlebens selbst gestaltet hat und die in Holz und Moos im vogtländischen Wald geboren wurde. Volkskundler meinen, daß der das Licht tragende Moosmann das im Winter unter wärmenden Moosen ruhende Leben verkörpere, das sich im Frühling wieder entfalte und die Freude auf die wärmere Jahreszeit darstelle.

Dr. Friedrich Barthel, Falkenstein

Ein weihnachtliches Schmuckstück

Im Vorgarten eines Hausgrundstückes in Altmannsgrün ist seit 1992 wr Weihnachtszeit diese 4,5 m hohe Pyramide zu bewundern. Wer von Unterlauterbach kommt, kann sie vor der Triebbrücke rechterhand nicht übersehen. Hier steht sie am Rande des Dorfes, gleich in der Nähe des Bärenbaches. HerrRolfBeulitz ist der geschickte Erbauer dieses Drehturmes, er hat ihn in dreimonatiger und mühevoller Kleinarbeit geschaffen. Die 18 Figuren, welche auf den drei Etagen stehen, sind ebenfalls sein Werk. Es lohnt sich auf alle Falle, dieses Kunstwerk vor Ort in Augenschein w nehmen

Text: Ulrich Büttner, Theuma